Mit Kindern auf La Gomera
Nur 150 km von der afrikanischen Küste entfernt liegt La Gomera im Atlantischen Ozean. Sie ist zweit kleinste Insel der Kanaren (373 km²).
Wir haben uns diesmal eine ganz besondere Unterkunft ausgesucht und lassen uns darauf ein: El Cabrito – eine ehemalige Bananenplantage!
Das mit sehr viel Umweltbewußtsein geführte Finca-Hotel liegt alleine in einer wunderbaren grünen und sonnigen Bucht im Südosten von La Gomera. Man kommt nur auf dem Seeweg oder zu Fuß über die Berge, dort hin (-> Unterkunft: Hotel). Die Reise – dieser Urlaub – wird sehr durch El Cabrito und die außergewöhnliche Umgebung bestimmt.
Nach der Überfahrt von Teneriffa mit einer der „Fred Olsen“- Fähren kommt man in San Sebastián auf La Gomera an. Im Hafen des Hauptortes des Insel werden wir von der Pardela abgeholt. Das ist das Versorgungsschiff von El Cabrito. Nach ein bis zwei großen Felsvorsprüngen ist der Blick endlich frei auf die Bucht. Der Bootsführer steuert die kleine Mole an und wir sind „geflasht“ von dem traumhaften Panorama.
Top Spots auf La Gomera
Lieblingsplatz auf El Cabrito
Wir Essen an großen Holztischen auf der Terrasse hinter der Bananenhalle, umgeben von Mango-Bäumen, Oleander und Hibisken oder auf der Meerseite unter Palmen: Das ist unser Lieblingsplatz! Die Atmosphäre ist so entspannt, dass man hocken bleiben kann, bis einen kein frisch gebackenes Brot, kein kanarischer Rotwein und keine Mango mehr lockt.
Mehrfach relaxt:
- Der Ausblick für den Tellerrand auf den Atlantik: Am Horizont taucht gerne der Vulkan Teide auf Teneriffa auf – umgeben von den Lichtern der Hafenstadt Los Christiános!
- Unterm Sternenhimmel ist dort ein guter Platz, um mitzubekommen, wo die Kids gerade sind. Meist hört man sie, wenn sie um die Häuser toben oder man sieht die Taschenlampen der kleinen Angler auf der Mole.
- Tagsüber oder beim Mittagessen empfehlen wir ein Fernglas parat zu haben: Mit Glück kann man vorbeiziehende Delfine und Wale entdecken!
Wenn wir abends unseren Lieblingsort bis zum nächsten Morgen verlassen, werden wir von den lauten Rufen der Gelbschnabelsturmtaucher zum Apartment begleitet. Oft starren wir mit den Kids in den Himmel und beobachten noch eine Weile die umherfliegenden Vögel zwischen den Sternen. Sie brüten in den Felsen, die die Bucht einrahmen und suchen mit ihren Schreien ihre Partner im Nest. Wir fanden das abendliche Gekrächze meistens herrlich, … aber es kann auch mal nerven!
San Sebastián
Da wir nicht komplett in dem entspannten Hippie-Feeling aufgehen, brauchen wir zwischendurch mal einen Café Latte im Straßencafé. Dafür springen wir mit auf das Versorgungsboot nach San Sebastián.
Die kleine Stadt im Südosten von La Gomera ist mit ihren knapp 9.000 Einwohnern der größte Ort der Insel. Hier lief Christoph Kolumbus auf seine Entdeckungsreise nach Amerika aus. Angeguckt haben wir uns den „Torre des Conde“, die älteste noch bestehende Festung der Kanarischen Inseln… kann man im Vorbeigehen kurz beklettern und einen Blick werfen.
Nördlich und südlich vom Hafen gibt es schwarze Sandstrände und flach abfallendes Wasser (Badehose eingepackt, Duschen sind am Strand).
Jetzt aber den Café Latte oder Tee im Rondell-Cafe am Platz (der Name ist leider futsch – es ist aber nicht zu verfehlen). Neben den Getränken hat der Laden freies WLAN für seine Gäste und auch ganz gute Snacks!
Wale und Delfine
Mit dem Versorgungsboot bietet der Kapitän auch kleine Ausflugsfahrten an, auf denen auch mal Wale und Delfine aus nächster Nähe zu sehen sind. Wir dagegen kommen einem Hammerhai sehr nah. Die Kids an Bord freuen sich über die vermeintliche Delfin-Flosse – Pustekuchen, den Zahn hat uns der Käpten schnell gezogen!
Ansonsten entdecken wir verlassene Fischfabriken, kleine Buchten und die Hippie-Höhlen, die im Sommer noch von mehreren deutschen Familien bewohnt sein sollen.
Die offiziellen weiteren Whale-Watching-Möglichkeiten gibt es bei OCEANO und TINA Excursiones. Diese beiden Anbieter starten in Valle Gran Rey, so dass man mit stressfreier An/Abreise einen Ganztagesausflug planen sollte.
PS: Es lohnt sich schon auf der Überfahrt nach La Gomera aufs Wasser zu schauen. Unsere Fähre hat ein Wal begleitet, vermutlich ein Cuvier Schnabelwal.
Garajonay
Wir wandern! Vorbei an kleinen Lorbeerwäldern kann man auch mit kleineren Kids den höchsten Punkt der Insel erklimmen. Ein Parkplatz liegt schon fast auf halber Höhe. Der „Alto de Garajonay“ ist 1.487m hoch und lässt einen rundum in die grandiosen Schluchten (Barrancos) blicken. Unsere Finca liegt auch in einem Barranco. Es ist verdammt heiß in dem Nationalpark und jeder Schatten ist willkommen. Man muss ja auch nicht unbedingt in der Mittagshitze auf einen Berg marschieren!
Für die Anreise haben wir uns einen kleinen Wagen in San Sebastián gemietet (an der Straße vom Sporthafen). Die Landschaft ist sagenhaft, leider machen die Serpentinen bei uns mal wieder sagenhafte Übelkeit auf den hinteren Plätzen …
Immer wieder sind in der Landschaft riesige Hinkelsteine zu entdecken! Wer sieht sie zuerst? Diese Felsdorne entstanden als nach einem Vulkanausbruch der Magmadruck in den Vulkanschloten allmählich nachließ und das Magma nicht mehr an die Oberfläche gelangte. Es kühlte ab und erstarrte zu diesen Brocken. Nach Jahrmillionen sind nur die Schlotfüllungen übrig geblieben. Der Rest darum wurde von Wind und Wasser abgetragen.
El Cabrito:
Natürlich und Öko – Die Naturnähe spürt man an allen Ecken und Kanten:
Die Verpflegung besteht zu 80% aus biologischen Produkten der Finca! Obst und Gemüse werden in großer Vielfalt angebaut und die Ziegen liefern die Milch für den so leckeren Käse (El Cabrito heißt „Zicklein“). Noch heute sind wir Fans von Tee aus Zitronengras und Ingwer… Als Papaya-Fan bin ich seit dem aber auf Entzug, denn solche Früchte bekommt man kaum im Supermarkt!
Das Buffet ist einfach, natürlich-frisch und damit auf seine spezielle Art auch luxuriös.
Alle Gebäude von El Cabrito sind im alten La Gomera-Stil erhalten oder renoviert. Es gibt nur noch sehr wenige Handwerker auf der Insel, die dieses Naturstein-Handwerk noch verstehen. Das ist wohl auch der Grund, dass Baumaßnahmen ihre Zeit brauchen. Gut Ding will Weile haben: Wir konnten von der geplanten Bar nur die Grundmauern sehen, aber die sahen schon vielversprechend aus!
Wir hatten ein mittiges Reihenhaus. Der Weg dorthin ist schon das Ziel … gesäumt von Tamarisken, Palmen und Hibisken. Gomerische (gomerianische?) Häuschen haben schon mal 60cm dicke Wände.
Ab in die Botanik!
Bananen-Plantage hin oder her – es gibt auf El Cabrito wohl mehr Mangos als Bananen!
Aha-Erlebnis 1: Zitrusfrüchte reifen auf den Kanaren nicht gut – es fehlt ihnen ein kühlerer Winter.
Aha-Erlebnis 2: Von der Staudenpflanzung bis zur reifen Banane dauert es ca. 1 Jahr. Bananen tragen ihre Früchte am Anfang noch unter den Blütenblättern.
Aha-Erlebnis 3: Die Cochenilleläuse an den Kakteen sind die Grundlage für den Farbstoff „Kamin-Rot“
Der Palmhonig gehört zu den feinsten Köstlichkeiten der gomerischen Küche. El Cabrito hat viele Palmen!
Die Finca selbst bietet eine Botanik-Führung mit Gordo an, der sich wirklich auskennt!
…Nachtaktiv?
Alle Kinder sind hier bis in die Dunkelheit unterwegs. Kleine Banden und Freundschaften sind schnell gefunden. Alleine herumstreunern, Abenteuer bestehen, Natur entdecken, baden und schnorcheln … Auf dem überschaubaren Gelände geht keiner verloren.
Da tobt die ganze Meute mal an den Brunnenhäusern vorbei zu den Ziegen und schnappt sich auf dem Weg heimlich eine reife Mango. Die Hunde nehmen auch die hundertste Streicheleinheit gerne an. Zu dem Esel erzählt man uns, dass er seinen Kumpel vor Jahren verloren hat, als der Regen das seitliche Barranco in einen reißenden Fluss verwandelte und ihn ins Meer gespült hat.
Geschichte: Erst vor Ort haben wir gelernt, dass dieser Ort eine unschöne Geschichte hat: Nach Tschernobyl hatte sich kurzzeitig eine sehr zweifelhafte Kommune um den österreichischen Künstler Otto Mühl in die Bucht zurückgezogen.
Der Atlantik
Mehr Meer geht nicht: Der Steinstrand bietet nur an wenigen Stellen die Möglichkeit sein Badelaken auszubreiten. Es stehen dafür Liegen zur Verfügung, auf die man kein Handtuch legen muss!
Das Wasser wird schnell tief und dazu sollte man ich von der sanft aussehenden Brandung nicht täuschen lassen. Eine Schürfwunde am Knie musste ich zu Hause noch pflegen. Die größeren Kinder mit Schwimm-Erfahrung lieben es von der Mole zu springen und zur Badeinsel zu schwimmen. Hier ist auch der Treffpunkt der Schnorchler (wer keine Ausrüstung dabei hat, kann sie vor Ort leihen oder einfach mal den Nachbarn fragen …)
Kleinkinder kommen auch nicht zu kurz. Zwischen den Obstbäumen gibt es ein romantisches Halb-Natur-Becken, dass auch größere Zwerge noch lieben – eine Oase.
Den Kids fällt der Abschied von El Cabrito sehr schwer! Unbeschwertes Rumschlendern, viele Kinder, Angeln, Obstplantagen, Ziegen, das Meer …
Beim Warten auf die Fähre in San Sebastián tröstet auch das Shoppen und Naschen nicht … Wehmut überwiegt!
Zum Kinder-Special:
2 Comments
Ich habe gerade akute Gomera-Sehnsucht und bin über diesen Artikel gestolpert. Jetzt möchte ich noch dringender möglichst bald wieder auf meine Lieblings-Kanareninsel.
Das können wir soooo gut verstehen !